Hanauer Ratspokal
Deckelpokal in Form eines schlanken Akeleypokals
Hanau zwischen 1621 und 1625
Meister: Hans Rappoldt d. J.
Silber getrieben, gegossen, punziert, ziseliert und vergoldet, 63,5 cm hoch, 1850 g schwer.
Beschauzeichen der Stadt Hanau am Standring des Fußes und an der Lippe der Kuppa, am Rand des Deckels. Meisterzeichen am Fuß.
1880 von der Stadt Hanau für 20.500 Mark an die Sammlung Rothschild verkauft, mit der er 1911 versteigert wurde und zeitweise als verschollen galt. Tauchte in den 1980er Jahren im Kunsthandel auf und wurde 1990 durch eine Gemeinschaftsfinanzierung für Hanau gesichert, u. a. mit Hilfe
der Kulturstiftung der Länder,
der Hessischen Kulturstiftung,
der Stadtsparkasse und Landesleihbank Hanau,
der Degussa Frankfurt
und vieler Bürgerspenden.
Der Pokal ruht auf einem glockenförmigen Fuß mit sechspassigem Grundriß und gebauchtem Standring, der sechs flach reliefierte Bilder aufweist. Darüber schließt sich nach eingezogenem Mittelstück ein wiederum sechsfach gebuckeltes Oberteil an, auf dem sechs Relieffelder angebracht sind. Nach einem zylinderischen Mittelstück folgt der Nodus, der im Wesentlichen von drei Frauengestalten, den drei Grazien, gebildet wird. Zwischen den Figuren finden sich jeweils ein langgestrecktes Blatt- und Fruchtgehänge und eine bärtige Maske. Die Bekrönung des Schaftes bilden drei henkelartige Appliken, zwischen denen drei Widderköpfe angebracht sind. Dem Fuß entsprechend ist die gestreckte Kuppa in der Art einer umgekehrten, langgestreckten und in der Mitte stark eingezogenen Glocke geformt. In den oberen und unteren Außenwölbungen sind auf den Buckeln jeweils sechs Relieffelder angebracht, wobei der Raum zwischen den oberen und unteren Relieffeldern mit vegetabilem Ornament gefüllt ist. Der sechspassige Deckel wird von jeweils sechs Delphinen gebildet, die mit ihren breiten Häuptern auf bewegten Meereswellen am äußeren Rand es Deckels aufliegen. Die gedrehten Körper sind zur Deckelmitte hochgezogen. Ein Sockelstück, das von sechs plastischen Delphinschwänzen umgeben ist, trägt die Figur der Justitia als eigentliche Deckelbekrönung, wobei das Schwert der Justitia seit alters verloren ist. Fuß, Kuppa und Deckel sind jeweils aus einem Silberblech getrieben, wobei der Künstler bis an den Rand der Dehnbarkeit des Materials gegangen ist. Die Deckelbekrönung mit der Justitia und den Delphinschwänzen und die drei Grazien sind gegossen. Der Pokal ist außen wie innen mit Ausnahme der Inkarnate feuervergoldet.
Neben der kunstreichen Bearbeitung des Pokals fällt sein ungewöhnlich reichhaltiges ikonographisches Programm auf. Die Bekrönungsfigur des Deckels, die Justitia, gibt bereits das Thema des Pokals an: Die Gerechtigkeit im Sinne der auf kommunale Eigenverwaltung abzielenden Gerichtsbarkeit der Städte. Die Darstellung der eigenen Gerichtsbarkeit wurde nicht nur in den Freien Reichsstädten, sondern auch in einer einem Grafen untergeordneten Stadt wie Hanau für wichtig erachtet, wie der Justitiabrunnen auf dem Altstädter Marktplatz beweist. Die Allegorie der Gerechtigkeit wird von weiteren Tugendallegorien begleitet: Prudentia (Klugheit), Humilitas (Demut und Bescheidenheit), Caritas (Fürsorge und Nächstenliebe), Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Mäßigung), Fides (Glaube) und Spes (Hoffnung). Diese Allegorien sind auf den Hauptrelieffeldern der oberen Kuppazone angebracht. In den Relieffeldern der unteren Kuppazone und des Fußes wird dieses Grundthema in emblematischen Darstellungen variiert, wobei die Bedeutung der einzelnen Emblemata durchaus noch offen ist.
Dieses reiche ikonographische Programm, das mit Sicherheit von einem Gelehrten mitentworfen wurde, ist für Pokale des 17. Jahrhunderts ungewöhnlich und herausragend.
Hanau zwischen 1621 und 1625
Meister: Hans Rappoldt d. J.
Silber getrieben, gegossen, punziert, ziseliert und vergoldet, 63,5 cm hoch, 1850 g schwer.
Beschauzeichen der Stadt Hanau am Standring des Fußes und an der Lippe der Kuppa, am Rand des Deckels. Meisterzeichen am Fuß.
1880 von der Stadt Hanau für 20.500 Mark an die Sammlung Rothschild verkauft, mit der er 1911 versteigert wurde und zeitweise als verschollen galt. Tauchte in den 1980er Jahren im Kunsthandel auf und wurde 1990 durch eine Gemeinschaftsfinanzierung für Hanau gesichert, u. a. mit Hilfe
der Kulturstiftung der Länder,
der Hessischen Kulturstiftung,
der Stadtsparkasse und Landesleihbank Hanau,
der Degussa Frankfurt
und vieler Bürgerspenden.
Der Pokal ruht auf einem glockenförmigen Fuß mit sechspassigem Grundriß und gebauchtem Standring, der sechs flach reliefierte Bilder aufweist. Darüber schließt sich nach eingezogenem Mittelstück ein wiederum sechsfach gebuckeltes Oberteil an, auf dem sechs Relieffelder angebracht sind. Nach einem zylinderischen Mittelstück folgt der Nodus, der im Wesentlichen von drei Frauengestalten, den drei Grazien, gebildet wird. Zwischen den Figuren finden sich jeweils ein langgestrecktes Blatt- und Fruchtgehänge und eine bärtige Maske. Die Bekrönung des Schaftes bilden drei henkelartige Appliken, zwischen denen drei Widderköpfe angebracht sind. Dem Fuß entsprechend ist die gestreckte Kuppa in der Art einer umgekehrten, langgestreckten und in der Mitte stark eingezogenen Glocke geformt. In den oberen und unteren Außenwölbungen sind auf den Buckeln jeweils sechs Relieffelder angebracht, wobei der Raum zwischen den oberen und unteren Relieffeldern mit vegetabilem Ornament gefüllt ist. Der sechspassige Deckel wird von jeweils sechs Delphinen gebildet, die mit ihren breiten Häuptern auf bewegten Meereswellen am äußeren Rand es Deckels aufliegen. Die gedrehten Körper sind zur Deckelmitte hochgezogen. Ein Sockelstück, das von sechs plastischen Delphinschwänzen umgeben ist, trägt die Figur der Justitia als eigentliche Deckelbekrönung, wobei das Schwert der Justitia seit alters verloren ist. Fuß, Kuppa und Deckel sind jeweils aus einem Silberblech getrieben, wobei der Künstler bis an den Rand der Dehnbarkeit des Materials gegangen ist. Die Deckelbekrönung mit der Justitia und den Delphinschwänzen und die drei Grazien sind gegossen. Der Pokal ist außen wie innen mit Ausnahme der Inkarnate feuervergoldet.
Neben der kunstreichen Bearbeitung des Pokals fällt sein ungewöhnlich reichhaltiges ikonographisches Programm auf. Die Bekrönungsfigur des Deckels, die Justitia, gibt bereits das Thema des Pokals an: Die Gerechtigkeit im Sinne der auf kommunale Eigenverwaltung abzielenden Gerichtsbarkeit der Städte. Die Darstellung der eigenen Gerichtsbarkeit wurde nicht nur in den Freien Reichsstädten, sondern auch in einer einem Grafen untergeordneten Stadt wie Hanau für wichtig erachtet, wie der Justitiabrunnen auf dem Altstädter Marktplatz beweist. Die Allegorie der Gerechtigkeit wird von weiteren Tugendallegorien begleitet: Prudentia (Klugheit), Humilitas (Demut und Bescheidenheit), Caritas (Fürsorge und Nächstenliebe), Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Mäßigung), Fides (Glaube) und Spes (Hoffnung). Diese Allegorien sind auf den Hauptrelieffeldern der oberen Kuppazone angebracht. In den Relieffeldern der unteren Kuppazone und des Fußes wird dieses Grundthema in emblematischen Darstellungen variiert, wobei die Bedeutung der einzelnen Emblemata durchaus noch offen ist.
Dieses reiche ikonographische Programm, das mit Sicherheit von einem Gelehrten mitentworfen wurde, ist für Pokale des 17. Jahrhunderts ungewöhnlich und herausragend.